Preetz erhält eine neue Kläranlage
Wer schon einmal die Kläranlage des AZV, des „Abwasserzweckverbandes Preetz-Stadt und -Land“ besichtigt hat, z. B. am Tag der offenen Tür, dem wird nicht verborgen geblieben sein, dass sich die Anlagen zwar in einem ordentlichen, gepflegten Zustand befinden, die eigentliche Bausubstanz aber unübersehbar in die Jahre gekommen ist.
Die erste Baustufe wurde in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet. Um den steigenden Anforderungen an eine ordnungsgemäße Abwasserreinigung gerecht zu werden, wurde die Anlage über die Jahrzehnte kontinuierlich erweitert und umgebaut. Neue Anlagenkomponenten wurden dort errichtet, „wo noch Platz“ war und nicht unbedingt dort, wo man sie verfahrenstechnisch optimal platziert hätte. So kommt es, dass das Abwasser nicht einmal, sondern dreimal angehoben werden muss, um alle Reinigungsstufen zu durchlaufen. Das erfordert nicht nur viele Pumpen, sondern hat auch einen erhöhten Stromverbrauch zur Folge.
Die technischen Möglichkeiten dieses Vorgehens sind nun erschöpft. Auf dem Grundstück der Anlage ist kein Platz mehr für die Erneuerung oder Erweiterung bestehender Anlagenkomponenten. Aus diesem Grund hatte der AZV die Option einer gemeinsamen Kläranlage mit Plön prüfen lassen. Das Ergebnis der von der EU geförderten Machbarkeitsstufe war negativ: die für eine gemeinsame Kläranlage benötigte Druckleitung zwischen den beiden Städten würde das Projekt unwirtschaftlich machen. Hinzu kam, dass in Plön zwar mehr Platz für eine Großkläranlage vorhanden wäre, als in Preetz, man aber kaum eine Einleitungserlaubnis für eine doppelte Abwassermenge in den Plöner See erhalten hätte. Zusätzlich geprüft wurde die Möglichkeit, das Abwasser nach Kiel zu leiten und auf der Großkläranlage in Bülk zu reinigen. Diese Variante entfiel aufgrund mangelnder Netzkapazitäten in Kiel.
Im Rahmen der weiteren Planungen wurde untersucht, ob eine Sanierung der Preetzer Kläranlage möglich und wirtschaftlich wäre oder ein Neubau erforderlich ist. Das Ergebnis der Vorplanung war eindeutig: Sowohl technisch wie auch wirtschaftlich stellt ein Neubau die beste Lösung dar. Daher beschloss die Verbandsversammlung des AZV im Dezember 2020 die Errichtung einer neuen Kläranlage.
Für den Neubau steht eine knapp 9.000 m² große Fläche westlich der Altanlage zur Verfügung. Mit dem Adeligen Kloster in Preetz wurde ein entsprechender Vorvertrag geschlossen. Das Grundstück liegt formal betrachtet im Außengebiet der Stadt Preetz; dennoch wird der AZV aufgrund der nahe gelegenen Wohnbebauung bei seinen Planungen ein erhöhtes Augenmerk auf die Belange der betroffenen Anlieger richten. Als Ausgleich für die notwendige Rodung des als Wald klassifizierten Areals wird der AZV im Rönner Holz eine Fläche doppelter Größe aufforsten.
Die neue Kläranlage wird in Kompaktbauweise errichtet. Sie wird eine deutlich bessere Energiebilanz aufweisen und mehr als 50 % der benötigten Energie selbst erzeugen. Für den Neubau rechnet der AZV mit Investitionskosten in Höhe von rd. 20 Mio Euro. Dafür müssen neue Kredite aufgenommen werden, die zurzeit aber kaum zu nennenswerten Zinsaufwendungen führen werden. Trotzdem ist dieses Mammutprojekt nicht ohne eine Erhöhung der Schmutzwassergebühr zu finanzieren. Sie wird bei rund 20 % liegen müssen, sichert aber die zuverlässige Abwasserreinigung des Verbandsgebietes über Jahrzehnte hinweg. Damit wird die Stadt Preetz einen wesentlichen Beitrag zur Klimabilanz leisten.
In einem nächsten Schritt werden die Planungsleistungen mittels eines Europa-weiten Ausschreibungsverfahrens vergeben, bevor dann die eigentliche Entwurfsplanung beginnt. Planung, Genehmigung und Bau der Anlage werden einige Jahre in Anspruch nehmen. Die angestrebte Fertigstellung des Großprojektes im Jahr 2025 stellt ein ehrgeiziges Ziel dar.